Some truly fab pix of a performance in Aachen, Germany (photos by Sandra Borchers)

PETER GEGEN DEN WOLF

von Justin Locke



Ein gerichtliches Lustspiel mit Orchester für Kinder, basierend auf den Charakteren, Ereignissen
und der Musik des symphonischen Märchens Peter und der Wolf von Sergei Prokofiev.


[Eröffnung: Bühne und Haus verschwinden in totaler Dunkelheit. Ein einziger Scheinwerfer

sucht langsam um das Haus herum wie im Gefängnis.]

[Man hört Sirenen-, und Schußgeräusche, Hundegebell, Geräusche von quietschenden Reifen.

Simulation eines Gefängnisausbruchs.]

--------- RADIOSTIMME (VON KASSETTE)
An alle Einheiten. An alle Einheiten. Gesucht wird der Wolf. Er ist aus dem Zoo ausgebrochen. Besondere Merkmale: sehr große Augen, eine sehr große Nase und sehr große Zähne, damit er dich besser fressen kann, und er ist sehr gefährlich.

[Toneffekte gehen weiter, mitsamt Hundegebell, Autorennen, Sirenen usw. Eine Tür zur

Konzerthalle öffnet sich (Seiten- oder Hintertür). In der Nähe dieser Tür wird ins Foyer geschossen.]

--------- WOLF (DRAUßEN)
Ihr kriegt mich nicht, solange ich noch lebe, Bullen! [Wolf rennt von hinten oder durch den
Seiteneingang der Konzerthalle rein, ins Scheinwerferlicht; er benutzt seine Hand als Pistole:]
Peng! Peng! Ich hab' dich gekriegt!
--------- PETER (DRAUßEN)
Nein! Hast du nicht!
--------- WOLF
Doch! Hab' ich!
[Toneffekte werden ausgeblendet. Ende der Kassette.]
--------- WOLF
Huff, Puff, Huff, Puff . . . Ich muß mich verstecken. Ich muß verschwinden, bis alles vorbei ist.
Ich muß verduften. Duft!? Ich rieche was Leckeres. Ach, jetzt ist keine Zeit, an's Essen zu denken.
Hey-- Ich glaub' ich hab' sie verloren. [Wolf kommt zur Bühnenmitte ins Scheinwerferlicht.
Orchester steht noch im Dunkeln.] Ach, was mach ich mir so 'nen Kopf darüber. Hier werden sie
mich nie finden. [Sieht Zuschauer, reagiert spontan mit Improvisation--"wer ist das?" usw.] Hey-
- ihr werdet mich doch nicht verraten, oder? Ich bin ein unschuldiger Wolf! Ihr glaubt mir doch,
oder? [Zuschauer (hoffentlich)): "Nein!"] Hey, hey wartet mal. Ich hab' die Ente nicht gefressen!
Ich hab' keinen fairen Prozeß gekriegt. Paßt auf-- Wißt ihr was? Ich mach' euch ein Angebot: Ich
sage euch, was bei dem Prozeß passiert ist, und wenn ihr mich dann noch für schuldig haltet, dann
gebe ich auf. OK? OK.
[Wolf geht rechts. Scheinwerfer folgt Wolf.]




Ihr kennt doch die Geschichte von Peter und dem Wolf, ne? Aber was ihr kennt, das ist nur die
Geschichte aus Peters Sicht. Ein paar Tage nach dem Vorfall vor Großvaters Haus kam ich vors
Gericht. Ich wurde beschuldigt, die Ente gefressen zu haben. Sie waren alle da, der Richter, Peter
und der Staatsanwalt... alle Figuren aus der Geschichte.


[Scheinwerfer blendet aus, während der Wolf zu Ende spricht. Hauptlichter auf der Bühne gehen
an. Das Orchester sitzt rechts auf der Bühne, der Dirigent nahe der Bühnenmitte. Von der
Bühnenmitte zur linken Bühne stehen: Tisch und Stuhl für den WOLF, Richterbank, Tisch und
Stuhl für SA und PETER, und der Gerichtsreporter, der eine übergroße Stenomaschine hat.
Diese Maschine spuckt während der Vorführung mehrere Rollen Papier aus. Links auf der Bühne
stehen ein Musikständer und ein Stuhl. (Das ist der Zeugenstand; der WOLF stellt Stuhl und
Ständer ab und zu um, wie markiert oder wie es nötig ist.)
Peter und Staatsanwalt (SA) sitzen am Tisch.]


--------- STAATSANWALT
Erheben Sie sich!
[SA und Orchester stehen auf.]
[Dirigent und Richter treten auf.]
Hört, hört, dieses Konzert kann nun beginnen, der ehrenwerte [Dirigenten- Name] dirigiert, der
ehrenwerte Richter Hangen präsidiert.
--------- RICHTER
Setzen Sie sich. Herr Staatsanwalt, sind Sie bereit, den Fall vorzutragen?
--------- STAATSANWALT
Jawohl, Euer Ehren.
--------- RICHTER
Herr [Dirigent], ist das Orchester bereit zu spielen?
--------- DIRIGENT
Tja, eigentlich, Euer Ehren, wir haben unsere Instrumente noch nicht gestimmt.
--------- RICHTER
Sie haben noch nicht eingestimmt?? Na, dann machen Sie das mal und sehen Sie zu, daß Sie es
über die Bühne bringen.
[Orchester stimmt zur Oboe. Es ist die echte Stimmung.]
--------- RICHTER
[Sobald der Konzertmeister sitzt , schlägt der RICHTER den Hammer.] Das reicht. Dann fangen
wir an. [Schaut sich um.] Hmmm... Etwas fehlt [SA winkt/ zeigt, wie um dem Richter zu helfen.]
Ach, sicher. Führen Sie bitte den Angeklagten herein. Geben Sie einen Vorführungsbefehl zur
Haftprüfung:)
[Wolf tritt ein, offensichtlich gestoßen.]
--------- WOLF
Ey, mal sachte! Das ist eine Verschwörung. Ihr habt keine Beweise gegen mich. Ich will meinen
Anwalt sehen.
--------- RICHTER
Herr Wolf, wo ist Ihr Anwalt?
--------- WOLF
Ach, ich brauch' keinen Anwalt. Ich kann mich selber verteidigen.
--------- RICHTER
Na, gut, wie Sie wünschen. Herr Staatsanwalt, fahren Sie mit der Verfolgung... er, ich meine, mit
der Verfolgung der Anklage gegen den Wolf für dieses scheußliche Verbrechen fort.
--------- STAATSANWALT
Sicher, Euer Ehren. Heute präsentieren wir unwiderlegbare Beweise dafür, daß der Wolf ohne
Zweifel das Feld gesetzlos betrat und daß er alle rücksichtslos erschreckt hat, und er ist tatsächlich
eines höchst entsetzlichen Verbrechens, des vorsätzlichen ENTENTODSCHLAGES... ERSTEN
GRADES. . . MIT EINEM HAPS... SCHULDIG!
--------- WOLF
Ich hab' die Ente nicht gefressen. Ihr könnt nix beweisen.
--------- RICHTER
Herr Wolf, noch eine Unterbrechung, und ich verurteile Sie wegen Mißachtung des Konzerts.
Setzen Sie sich und hören Sie die schöne Musik an.
--------- WOLF
Aber ich HASSE Musik
--------- RICHTER
[wie ein ungeduldiger Vater:] Das ist aber wirklich schade...!
--------- STAATSANWALT
Euer Ehren, wenn das Gericht damit einverstanden ist, möchte ich die beeidigte Erklärung des
Erzählers über die Ereignisse auf dem Feld an dem Tag des angeblichen Ententodschlages
vorlesen.
--------- RICHTER
Warum ist der Erzähler nicht persönlich hier?
--------- STAATSANWALT
Euer Ehren, es ist nötig eine berühmte Person als Erzähler einzustellen und das konnten wir uns
nicht leisten.
--------- RICHTER
Ich verstehe. Na gut. Fahren Sie fort.
--------- STAATSANWALT
>Eines Morgens öffnete Peter das Gartentor und lief hinaus auf die grobe grüne Wiese.
[Während der Erzählung spielt das Orchester Peter und der Wolf, vom Anfang zum reh. No.19.
Notieren: Das Zeichen ">" kennzeichnet den Anfang des Abschnittes des Erzählers. Das
Zeichen "(>)" kennzeichnet Abschnitte, die schnell aufeinander folgen.]
>Auf einem hohen Baum saß Peters Freund, ein kleiner Vogel. ,,Wie still es hier ist!", zwitscherte
er fröhlich.
>Aus dem Gebüsch am Zaun watschelte eine Ente hervor. Sie freute sich, daß Peter das Gartentor
aufgelassen hatte, denn nun konnte sie draußen auf dem tiefen Teich ein wenig umherschwimmen.
>Als der kleine Vogel die Ente sah, flog er zu ihr ins Gras hinunter, setzte sich vor sie hin und
plusterte sich auf: ,,Was bist du für ein Vogel, wenn du nicht fliegen kannst?" Doch die Ente
erwiderte:
,,Was bist du denn für ein Vogel, wenn du nicht schwimmen kannst?", und stieg ins Wasser.
>So stritten sie noch eine Weile miteinander. Die Ente schwamm auf dem Teich, und der kleine
Vogel
hüpfte am Ufer hin und her.
>Plötzlich entdeckte Peter etwas: Da schlich doch die Katze durchs Gras heran!
> Die Katze dachte: ,,Der Vogel streitet sich und paßt nicht auf. Da kann ich ihn vielleicht
erwischen!" Und lautlos schlich sie auf ihren Samtpfoten auf ihn zu.
>Paß auf!", rief Peter, und sogleich flog der Vogel auf den Baum.
> Die Ente quakte die Katze böse an
>von der Mitte des Teiches her.
>Die Katze schlich um den Baum und dachte: Lohnt es sich, so hoch hinaufzuklettern? Wenn ich
oben bin, ist der Vogel
längst weg."
>Der Großvater kam aus dem Haus. Er ärgerte sich, weil Peter allein auf die Wiese gelaufen war
und auch noch das Gartentor aufgelassen hatte.
>,,Das ist gefährlich!", sagte er. ,,Denn wenn nun der Wolf aus dem Wald kommt, was machst du
dann."
>Peter hörte überhaupt nicht auf die Worte des Großvaters. Jungen wie er haben doch keine
Angst vor dem Wolf!
>Der Großvater aber nahm Peter bei der Hand, ging mit ihm in den Garten zurück und machte das
Tor fest zu. [Musik endet]
--------- RICHTER
Hmmm.. Das ist alles sehr interessant. Herr Wolf, möchten Sie den Staatsanwalt ins Kreuzverhör
nehmen, bevor wir fortfahren?
--------- WOLF
Mit Sicherheit.
--------- RICHTER
Na gut, rufen Sie Ihren ersten Zeugen.
--------- WOLF
Ich rufe... die Holzblasinstrumente in den Zeugenstand. Die Oboe, die Flöte, das Fagott und die
Klarinette.
[Das Orchester stimmt auf dem Weg zum Zeugenstand HlzI stellen sich hin von rechts Klr, Fag,
Flt, Ob.]
--------- RICHTER
[Hämmert] Ruhe im Orchester. [Orch. beruhigt sich.] Wenn Sie nicht ruhig sein können, dann
werde ich diesen Fall nur mit Klavierbegleitung verhandeln. [Zu Holzblasinstrumenten:] Erheben
Sie die rechte Hand. Schwören Sie, die Noten, alle Noten und nur die Noten zu spielen?
--------- HOLZBLÄSER
Ja.
--------- RICHTER
Fahren Sie fort.
--------- WOLF
Danke, Euer Ehren. Nun... Sie spielen die OBOE, richtig?
--------- OBOE
Ja.
--------- WOLF
Lassen Sie mal hören.
[OBOE spielt etwas von der Entenmelodie.]
--------- WOLF
Ich gehe davon aus, daß Sie die ENTE in der Geschichte von Peter und mir sein sollen?
--------- OBOE
Ja.


[Bemerkung: Der Oboist soll einen Frack oder Smoking tragen.]


--------- WOLF
Interessant... Sie sehen eher aus wie ein Pinguin, in dieser Aufmachung.
--------- STAATSANWALT
Einspruch!
--------- RICHTER
Einspruch stattgegeben.
[OBOE geht zum Ende der Schlange. Flöte geht nun zum Wolf.]


--------- WOLF
Also... Also Sie spielen die Flöte, ist das richtig?
--------- FLÖTE
Ja.
--------- WOLF
Würden Sie bitte die Vogelmelodie für uns spielen?
[Flöte spielt kurz von der Vogelmelodie.]


--------- WOLF
Danke. Nun, erklären Sie bitte dem Gericht, was das für ein Instrument ist, die Flöte, ich meine,
wie würden Sie die einstufen?
--------- FLÖTE
Die Flöte ist ein Holzblasinstrument.
--------- WOLF
Ich verstehe. Und woraus ist diese Flöte gemacht?
--------- STAATSANWALT
Einspruch... Das gehört nicht zur Sache.
--------- RICHTER
Einspruch abgelehnt. Ich habe mich das auch schon immer gefragt. Der Zeuge soll antworten.
--------- FLÖTE
Sie ist aus Metall.


[FLÖTE kann spezifische Beimischungen improvisieren. Der WOLF kann seine Antwort
improvisieren, so wie "Silber? Nickel? Gold? Das ist METALL, oder nicht? usw.]


--------- WOLF
Aus Metall? Ich verstehe. Ein HOLZblasinstrument... aus Metall! Können Sie uns den Unterschied
zwischen Holz und Metall erklären? Können Sie uns den Unterschied zwischen richtig und falsch
erklären? Können Sie uns den Unterschied zwischen der Wahrheit und einer glatten Lüge
erklären?


--------- RICHTER
[applaudiert] Das war eine wunderschöne Rede, Herr Wolf.
--------- STAATSANWALT
Euer Ehren, Ich erhebe Einspruch zu diesen Fragen.
--------- RICHTER
Unterbrechen Sie nicht. Das ist unhöflich. Fahren Sie bitte fort, Herr Wolf.


[FLÖTE geht zum anderen Ende, FAGOTT geht zum WOLF]


--------- WOLF
Ja, Euer Ehren. Nun denn... Sie sind das Fagott?
--------- FAGOTT
Ja.
--------- WOLF
Spielen sie bitte etwas für uns?
[FAGOTT spielt etwas von der Großvatermelodie.]
--------- WOLF
Danke. Nun.. Sie sind der Großvater, richtig?
--------- FAGOTT
Ja.
--------- WOLF
Können Sie uns bitte sagen, wie viele Enkelkinder Sie haben?
--------- STAATSANWALT
Einspruch, Einspruch. Euer Ehren, der Wolf bringt den Zeugen ganz durcheinander. Das Fagott ist
kein Großvater.
--------- RICHTER
Aber er hat gerade das Gegenteil behauptet.
--------- PETER
Euer Ehren, darf ich bitte etwas sagen?
--------- RICHTER
Sicher, Peter.
--------- PETER
Euer Ehren, das Fagott ist nur in einem METAPHORISCHEN Sinne der Großvater.
--------- RICHTER
Meta- was?? Wovon redest du?
--------- STAATSANWALT
Ja, in einem metaphorischen Sinne; Er meint, Euer Ehren, daß das Fagott den Großvater nur
DARSTELLT, eben, weil es so tiefe Töne spielen kann.
--------- RICHTER
Ich verstehe. Glaube ich. Meta-wie?
--------- PETER
Metaphorisch, Euer Ehren.
--------- RICHTER
Äh... Einspruch stattgegeben. Herr Wolf, begrenzen Sie bitte Ihre Fragen auf musikalische
Themen. Dies ist schließlich ein Konzert.
--------- WOLF
Ja, Euer Ehren. Sie sind die Klarinette, und ...[freigestellt: "metaphorisch gesagt..."] Sie sind die
Katze?
--------- KLARINETTE
Ja.
--------- WOLF
Wie viele Stunden üben Sie pro Tag?
--------- STAATSANWALT
Einspruch, Euer Ehren. Der Klarinettist ist ein professioneller Musiker and das Gericht kann
davon ausgehen, daß er hier und heute gut vorbereitet ist.
--------- WOLF
Ich gehe von gar nichts aus. Professioneller Musiker, bah. Heißt das, daß Sie Geld dafür kriegen,
daß Sie heute hier sind?
--------- KLARINETTE
Nicht genug.
--------- WOLF
Heißt das auch, grob gesagt, daß Sie sowas wie ein Experte für dieses Instrument sind?
--------- KLARINETTE
Naja, ich glaube schon.
--------- WOLF
Sie GLAUBEN DAS? Wir bezahlen Sie, damit Sie hier sind, und Sie GLAUBEN es bloß? Na
dann, Herr Experte, macht es Ihnen was aus, wenn sie uns etwas von der Katze vorspielen?
[Klarinette spielt Katzenmelodie; verspielt sich deutlich.]
--------- KLARINETTE
'Tschuldigung.
--------- WOLF
Hey, einen Moment. Das klingt nicht wie die Katzenmelodie. Wollen Sie uns reinlegen?
--------- KLARINETTE
Tut mir leid. Ich habe mich vertan. Ich bin nervös.
--------- STAATSANWALT
Euer Ehren, ich erhebe Einspruch. Musik ist ein Mittel des künstlerischen Ausdrucks, und da gibt
es manchmal einen falschen Ton.
--------- WOLF
Falscher Ton? Falscher Ton ? Was heißt das, falscher Ton???
--------- STAATSANWALT
Jeder spielt ab und zu einen falschen Ton. Das ist nicht so schlimm.
--------- WOLF
Oh, aber ich finde, daß es sehr schlimm ist. Das hier ist ein Gerichtshof, nicht ein Kinderkonzert.
[Zu anderen Holzblasinstrumenten:] Habt ihr mal falsche Töne gespielt?
[Holzblasinstrumenten sagen alle gleichzeitig.]


--------- KLARINETTE
Na, ja wenn wir mehr Zeit zum Üben hätten
--------- OBOE
Es gibt viele Kreuze und erniedrigte Töne in diesem Stück. Außerdem... die Rohrblätter sind
schwierig herzustellen. . .
--------- FLÖTE
Niemand ist perfekt, außerdem klemmt manchmal diese Taste.. .
--------- FAGOTT
Ich habe mich nach irgendjemandem gestimmt, und die Musik ist sehr schwer zu lesen...
--------- WOLF
Euer Ehren, mit ihren eigenen Worten, die Aussagen dieser Zeugen sind NICHT 100% akkurat.
Ich beantrage, daß diese üblen Aussagen aus dem Protokoll gestrichen werden.
[Hlzblsinst kehren zum Orch zurück.]
--------- RICHTER
Einspruch stattgegeben. Die Zuschauer werden angewiesen, die Aussagen der
Holzblasinstrumente zu ignorieren.
--------- STAATSANWALT
Aber Euer Ehren, das können Sie nicht machen. Das ist albern. Ich...
--------- RICHTER
Ich möchte nichts mehr von Ihnen hören.
--------- STAATSANWALT
Aber Euer Ehren, das ist nicht richtig! Es ist unfair! Ich erhebe Einspruch!
--------- RICHTER
EINSPRUCH ABGELEHNT! [schlägt SA mit dem Hammer auf den Kopf; Kesselpauke spielt
aufwärts Glissando, um Schlag zu betonen, mit Vogelgesang für Schwindel.] Fahren Sie fort mit
der Aussage des Erzählers.
--------- STAATSANWALT
Ja, Euer Ehren. [Orchester spielt #l9-#28 wie geschrieben und SA erzählt]
> Und wirklich: Kaum war Peter fort, da kam aus dem Wald der große, graue Wolf.
> Im Nu sprang die Katze auf den Baum.
> Die Ente quakte, sprang in ihrer Aufregung aus dem Wasser und versuchte wegzurennen.
> Doch wie sehr sie sich auch anstrengte. . . (>)der Wolf war viel, viel schneller..
(>)Er kam näher. . . (>)und näher . . . (>)erreichte sie. . .
> und dann packte er sie und verschlang sie mit einem Mal.
> Und so sah es jetzt aus: Die Katze saß auf einem Ast,
> der Vogel auf einem anderen. . . (>)nicht so nahe bei der Katze.
> Und der Wolf lief immer um den Baum herum und starrte mit gierigen Augen hinauf. [Musik
endet.]


--------- WOLF
Ach, das ist alles Quatsch! Ich habe nie auch nur eine Pfote an die Ente gelegt.
--------- STAATSANWALT
Na dann, was haben Sie denn auf dem Feld gemacht?
--------- WOLF
Ich habe... ich äh...
--------- STAATSANWALT
Was denn?
--------- WOLF
Hey, was hat das mit Ihnen zu tun? Laß mich in Ruhe! (Staatsanwalt geht [Usw.; Orchester spielt
Entenmelodie (reh. #24, Ad lib). Wolf bleibt plötzlich stehen, greift nach seinen Bauch und
stöhnt.]
--------- RICHTER
Herr Wolf, alles in Ordnung?
--------- WOLF
Oh.. oh ja, Euer Ehren... Es ist nur...nur... [überlegt:] Ich habe Herzrhythmusstörungen. Wissen
Sie, ich bin sehr schwach. [Fächelt sich selber an.] Diese ganze Aufregung.
--------- STAATSANWALT
Es könnte nicht auch Sodbrennen sein, oder? ... von dem Verschlingen einer ganzen Ente
vielleicht?
--------- WOLF
Das können sie nicht beweisen. Das muß ich mir nicht gefallen lassen. Ich habe Rechte!
[Improvisiert seine Verleugnung, bis die Musik endet.] Oh, das ist besser.
--------- RICHTER
Herr Wolf, wenn Sie nicht zu krank sind um weiterzumachen, können Sie dann Ihren nächsten
Zeugen aufrufen?
--------- WOLF
Ja, Euer Ehren. Ich rufe die SAITENINSTRUMENTE in den Zeugenstand. [Alle
Saiteninstrumente stehen auf.]
--------- RICHTER
Herr Wolf, auf keinen Fall passen die alle in den Zeugenstand. Das müssen ja mindestens [Zahl]
sein.
--------- WOLF
Na, ja. Dann nur die Hauptmusiker.
[Hauptstreicher gehen zum Zeugenstand. WOLF zieht den Stuhl für Cellisten vor. Orchester
stimmt ein.]


--------- RICHTER
Ruhe im Orchester! Noch eine Unterbrechung, und ich verhandele diesen Fall mit einem
Synthesizer.

[New version: Order in the orchestra! You know, the [name of competing local performing arts organization] never misbehaves like this. Do you think you could behave a little more like them? [Low hiss from ORCH; Judge ad libs gavel hits*] [to principal strings:]

Schwören Sie, die Noten, alle Noten und nur die Noten zu spielen? Fahren sie fort.


--------- WOLF
Nun, lassen Sie uns etwas klarmachen. Sie alle stellen Peter dar, richtig?
--------- STREICHER
Ja, richtig, genau [usw.]
--------- WOLF
Können Sie bitte etwas von Peters Melodie für das Gericht spielen?
--------- STREICHER
Klar.[Sie spielen den Anfang. WOLF unterbricht nach der ersten Themenvorstellung]
--------- WOLF
Danke schön, sie müssen sie nicht wiederholen, ich bin sicher, jeder weiß, wie sie weiter geht.
Nun. Überlegen Sie gut, bevor Sie antworten. Sind Sie alle einverstanden mit der Aussage von
Peter, was auf der Wiese passiert ist?
--------- STREICHER
[Sie schauen sich um.] Ja, wir stimmen alle zu.
--------- WOLF
Sind Sie sich sicher?
--------- STREICHER
Ja. Ja.
--------- WOLF
Ist das nicht süß? [höhnisch] Peter und seine kleinen Freunde. [zum Peter] Du wärst vielleicht
nicht so mutig, wenn du nicht so viele Freunde bei dir hättest.
--------- STAATSANWALT
Einspruch.
--------- RICHTER
Stattgegeben.
--------- WOLF
Verzeihung. Also, Sie sagten, Sie sind alle im Einklang mit Peters Version, ja? [zur zweiten Geige]
Nun-- sind Sie die erste Geige?
--------- ERSTE GEIGE
Nein, nein, er ist nicht die erste Geige. Er ist die zweite Geige. Ich bin die erste Geige.
--------- WOLF
Oh, entschuldigen Sie bitte. Dann sind Sie die erste Geige?
--------- ERSTE GEIGE
Das ist richtig. Ich werde auch Konzertmeister genannt.
--------- WOLF
[Improvisiert mit Abscheu "bist du ein Glückspilz" usw.] Würden Sie bitte einmal alleine spielen?
--------- ERSTE GEIGE
Sie meinen... ein Solo?


--------- WOLF
Ja. Solo. Das heißt doch alleine.


[Erste Geige spielt Auszüge aus seinem Konzertrepertoire, vorzugsweise etwas schnell und laut,
mit Begleitung des Orchesters. In Teilen: Tchaikovski Geigenkonzert. Buchstabe "L".]
--------- WOLF
Halt. Halt. [Pfeift, stoppt das Orchester. Erste Geige spielt noch weiter. Wolf stoppt ihn.] Ich
meinte, spielen Sie etwas von PETERS MELODIE, alleine.
--------- ERSTE GEIGE
Ach, das ist einfach. [Spielt]
--------- WOLF
[Nach einem Takt:] Jetzt die zweite Geige dazu--
[Nach einem Takt, improvisiert] Nun die Bratsche--
[Nach einem Takt, improvisiert] Jetzt das Cello--
[Nach zwei Takten, improvisiert] Und der Baß.
--------- WOLF
Gut, ich denke, wir haben genug gehört. [Musik endet] Euer Ehren, die Saiteninstrumente haben
unter Eid erklärt, daß sie alle mit Peters Version von der Geschichte im Einklang sind, aber
trotzdem spielen sie jetzt verschiedene Töne immer zu verschiedenen Zeiten. Ich beantrage...
--------- STAATSANWALT
Euer Ehren, ich muß protestieren. Die Saitenintsrumente spielen einfach in Harmonie miteinander.
Dadurch ist das Stück viel interessanter.
[Saiteninstrumente kehren zum Orchester zurück.]
--------- RICHTER
Vielleicht ist es viel interessanter, Herr Staatsanwalt, aber vor Gericht nicht als Beweismittel
zulässig.
--------- PETER
Aber Euer Ehren, sie verstehen es falsch. Die Saiteninstrumente stellen mich nur in einem
METAPHORISCHEN Sinne dar!
--------- RICHTER
Sag bloß nicht, daß ich etwas nicht verstanden habe. Meta-wie?
--------- STAATSANWALT
Metaphorisch, Euer Ehren, das bedeutet--
--------- RICHTER
Herr Staatsanwalt . . . Ohne Rücksicht auf den metaphorischen Sinn der Sache, die Aussage der
Saiteninstrumente ist widersprüchlich. Die Zuschauer werden angewiesen, diese Aussage zu
ignorieren.
--------- STAATSANWALT
Euer Ehren, ich erhebe Einspruch!
--------- RICHTER
Einspruch abgelehnt! [Hammer auf den Kopf, mit Kesselpauke Glissando/Vogelgesang]
--------- STAATSANWALT
Unter diesen Umständen, Euer Ehren, kann ich nur noch mit der Erzählung fortfahren.
--------- RICHTER
Fahren sie fort.
--------- STAATSANWALT
[Orchester spielt von reh #28 zu reh. #38, SA erzählt.]
> Peter stand hinter dem geschlossenen Gartentor, sah alles, was da geschah,
und hatte überhaupt keine Angst.
> Er lief ins Haus, holte ein starkes Seil und kletterte damit auf die Gartenmauer.
> Ein Ast des Baumes, um den der Wolf herumlief, reichte bis über die Mauer.
(>)Peter ergriff den Ast und kletterte so zu dem Baum hinüber.
(>),,Flieg zum Wolf hinunter", sagte Peter zu dem kleinen Vogel, ,,und immer dicht an seinem
Kopf vorbei - aber paß auf, daß er dich nicht fängt!"
> Mit den Flügeln berührte der Vogel fast die Nase des Wolfes, während dieser wütend nach ihm
schnappte.
> Ach, wie der kleine Vogel den Wolf ärgerte, und wie der ihn zu fangen versuchte! Aber der
Vogel
war viel zu geschickt, und so schnappte der Wolf immer ins Leere.
> Inzwischen hatte Peter eine Schlinge in das Seil gemacht und ließ sie
vorsichtig hinunter.
> Er fing den Wolf am Schwanz und zog die Schlinge zu.
> Als der Wolf merkte, daß er gefangen war, sprang er wild umher und versuchte,
sich loszureißen.
> Aber Peter hatte das andere Ende des Seils am Baum festgemacht,
(>)und je wilder der Wolf umhersprang, um so fester zog sich die Schlinge. [Musik endet.]
--------- RICHTER
Herr Wolf, rufen Sie Ihren nächsten Zeugen.
--------- WOLF
Danke, Euer Ehren. Ich rufe... den Schlagzeuger.


[Orch. stimmt während des Überganges; der Schlagzeuger nimmt die Kesselpauke mit. Der
Richter schlägt mit dem Hammer]

[New version: Order in the Orchestra. [Orch quiets] Keep this up and you're all going to bed without any per diem.
]
--------- WOLF
Sagen Sie aus oder ziehen Sie um?
--------- STAATSANWALT
Einspruch.
--------- RICHTER
Einspruch stattgegeben.
--------- WOLF
Verzeihung. Nun, Sie sind der Schlagzeuger, und Sie stellen die Jäger in der Geschichte von Peter
und mir dar, ist das richtig?
--------- SCHLAGZEUGER
Ja.
--------- WOLF
Ich verstehe. Würden Sie jetzt bitte dem Gericht genau erklären, inwiefern Sie qualifiziert sind,
eine Figur in einem symphonischen Märchen darzustellen?
--------- SCHLAGZEUGER
Ich bin dafür qualifiziert, weil ich hunderte von Stunden geübt habe.
--------- WOLF
Ich verstehe. Würden Sie dann bitte ein paar Töne für uns spielen, nur um Ihre außerordentlichen
technischen Fähigkeiten zu demonstrieren.
--------- SCHLAGZEUGER
Sicher, kein Problem. [Nach erheblicher Vorbereitung, Perc. spielt auf der Kesselpauke einen
Ton.]
--------- WOLF
Noch mal, nur um sicher zu sein.
--------- SCHLAGZEUGER
Euer Ehren, Ich sehe darin keinen Sinn ...
--------- RICHTER
Ach, setzen Sie sich und seien Sie still. Das ist spannend.
--------- WOLF
Danke, Euer Ehren. Noch ein Mal, bitte?
[Perc. spielt auf der Kesselpauke einen Ton]
--------- WOLF
Darf ich? [Nimmt den Trommelstock, spielt einen Ton, lacht höhnisch] Hey, wen wollen Sie
foppen? Das ist einfach. Wollen Sie mir vormachen, daß es hunderte von Stunden dauert, nur um
das zu können?
--------- STAATSANWALT
Euer Ehren, wenn ich erklären darf, einen Ton zu spielen mag einfach aussehen, aber
Schlagzeuginstrumente zu beherrschen, ist höchst schwierig. Ein Schlagzeuger muß nicht nur
komplizierte rhythmische Muster spielen können, sondern muß auch hunderte von Instrumenten
beherrschen, wie:


[Der Perc. spielt jedes Instrument wie aufgezählt; dieser Abschnitt soll lebhaft sein, der Perc. am
Ende erschöpft. Choreographie ist im Perc. Teil. ]
Das Glockenspiel, Xylophon, Kuhglocke, Tamburin, Holzklotz, Pfeifen, Flexatone, Schnarsaite,
Baßtrommel, Zimbeln, Gong, [Besprechen Sie sich mit dem Schlagzeuger wenn nötig für diese
Liste; es ist vielleicht praktischer, kleinere Instrument zu benutzen.] Und, natürlich die
Kesselpauke. Die Kesselpauke ist besonders schwierig, weil sie ein "getöntes" Instrument ist.
--------- RICHTER
Was heißt das, ein "getöntes" Instrument?
--------- STAATSANWALT
Das heißt, Euer Ehren, daß die Kesselpauke auf einen bestimmten Ton gestimmt ist. Durch das
Drücken dieses Pedals ändert der Spieler der Kesselpauke die Spannung auf dem Kopf der Pauke.
Wenn die Spannung zunimmt [Perc. demonstriert.], geht der Ton in die Höhe; wenn das Pedal
weggenommen wird, nimmt die Spannung ab und der Ton wird tiefer.
--------- RICHTER
Hmmm. Ich verstehe. Einspruch stattgegeben. Herr Wolf, haben Sie noch Fragen an den Zeugen?
--------- WOLF
Nur eine, Euer Ehren. Da Sie die Jäger sein sollen, würden Sie uns bitte ihren Schein zeigen?
--------- SCHLAGZEUGER
Welchen Schein?
--------- WOLF
Ihren Jagdschein natürlich. Sie sind sicherlich nicht ohne Jagdschein auf die Jagd gegangen?... Das
ist illegal.
--------- RICHTER
Na, wo ist Ihr Jagdschein?
--------- STAATSANWALT
Euer Ehren, Ich muß protestieren. Dieser Mann steht nicht vor Gericht.
--------- RICHTER
Jetzt schon. Na, wie sieht es aus?.
--------- SCHLAGZEUGER
Euer Ehren, Ich wußte nicht, daß ich einen Schein brauchte. Ich habe keinen.
--------- PETER
Aber Euer Ehren, das ist Unsinn. Der Schlagzeuger ist nur im METAPHORISCHEN Sinne ein
Jäger.
--------- RICHTER
META-wie?
--------- STAATSANWALT & PETER
[Erbittert] Metaphorisch
--------- RICHTER
Metaphorisch oder nicht, Unkenntnis eines Gesetzes ist keine Ausrede. [Hämmert] Dreißig Mark
oder dreißig Tage.
--------- STAATSANWALT
Euer Ehren, Ich erhebe Einspruch!


--------- RICHTER
Einspruch abgelehnt! [Hämmert auf den Kopf.; Perc. spielt Glissando/Vogelgesang; SA schaut ihn
mißtrauisch an. Perc tritt mit Kesselpauke ab.]
--------- STAATSANWALT
Na gut, Euer Ehren. Ich möchte mit der Erklärung des Erzählers fortfahren.
[Orchester spielt von reh. #38 durch reh. #43]
> Nun aber . . .
> da kamen die Jäger aus dem Wald.
> Sie waren dem Wolf auf der Spur, und als sie nahe genug waren, schossen sie mit ihren Flinten
nach ihm.
> Doch Peter rief von dem Baum herab: ,,Ihr dürft nicht mehr schießen! Der kleine Vogel und ich
haben den Wolf ja schon gefangen! Helft uns jetzt, ihn in den Zoo zu bringen!"
[Musik endet.]


--------- STAATSANWALT
Jetzt, Euer Ehren, möchte ich eine Gruppe von feindlich gesinnten Zeugen in den Zeugenstand
rufen.
--------- RICHTER
Fahren Sie fort.
--------- STAATSANWALT
Ich rufe... die BLASINSTRUMENTE!


[Blsins zum Stand. Orch. stimmt beim Übergang.]
--------- RICHTER
Ruhe! Ruhe! Es gibt ein bestimmtes Orchester, das nach dem Konzert bleiben muß, um "Alle Meine Entchen" ewig zu üben, wenn es sich nicht benehmen kann. Sind Sie dieses Orchester? [

New version of above joke: Order! Order!  [Orch quiets] Since you're all so eager to play something, maybe we should rehearse "Stars and Stripes Forever."

--------- ORCH
[improvisiert] Nein, nein, wir nicht, wir doch nicht, usw.
--------- RICHTER
Das habe ich mir gedacht. (new: you have been warned) Fahren sie fort.
--------- STAATSANWALT
Sie sind die Blasinstrumente, nicht wahr?
--------- BLÄSER
Ja.
--------- STAATSANWALT
Und Sie stellen den Wolf in der Geschichte von Peter und dem Wolf dar, oder nicht?


--------- BLÄSER
Ja.
--------- STAATSANWALT
Spielen Sie bitte für uns die Wolfmelodie?


[Bläser spielen Wolfmelodie(reh. #19)]
Nun, haben Sie nicht auf dem Feld diese erschreckende Melodie in Moll und in dieser tiefen Lage
gespielt, die die Ente im Panik versetzt hat und sie dazu veranlaßt hat, den Teig zu verlassen,
woraufhin der Wolf sie geschnappt hat und sie mit einem Bissen verschlungen hat???? Nicht wahr?
Nicht wahr?? NICHT WAHR??? Keine weiteren Fragen.
--------- RICHTER
Herr Wolf?
--------- WOLF
Euer Ehren, die Anklage sagt, daß die Bläser die Ente erschreckt haben, weil sie in Moll gespielt
haben... in einer tiefen Lage. ABER... können Sie nicht auch in Dur spielen?
--------- BLÄSER
Ja.
[Bläser spielen einen Abschnitt von der Wolfmelodie in Dur.]
--------- WOLF
Und vielleicht in einer höheren Lage?
--------- BLÄSER
Ja.
[Bläser spielen einen Abschnitt von der Wolfmelodie in einer höheren Lage und in Dur.]
--------- WOLF
Also wirklich, ist es nicht möglich, daß das Blasinstrument ein entzückendes, amüsierendes,
freundliches, spielerisches Instrument sein kann?
--------- BLÄSER
Na sicher! [Die drei Bläser spielen einen Abschnitt der Eroicasymphonie mit Begleitung des
Orchesters.]
--------- STAATSANWALT
Aufhören! Hören Sie auf damit!


[BLÄSER I&II und ORCH hören langsam auf, BLÄSER III spielt eine kurze Weile weiter,
schämt sich wegen der nur auf ihn gelenkten Aufmerksamkeit (Musik endet.)]
Einspruch! Einspruch! Euer Ehren! Das ist Beethoven, nicht Prokofiev. Absolut nicht zulässing.
Der Wolf versucht die Zuschauer zu manipulieren.
--------- RICHTER
Einspruch stattgegeben. Herr Wolf, bitte beschränken Sie ihre Fragen auf die Musik aus diesem
Jahrhundert.


--------- WOLF
Verzeihung, Euer Ehren. Keine weiteren Fragen.
[Bläser kehren zum Orch. zurück.]
--------- STAATSANWALT
Euer Ehren, ich möchte meine Präsentation der Aussage des Erzählers und der Originalmusik
beenden.
--------- RICHTER
Fahren Sie fort.
--------- STAATSANWALT
[Gleichzeitig:] >Und nun stellt euch den Triumphzug vor: Peter vorneweg. hinter ihm die
Jäger mit dem großen, grauen Wolf.


[Orchester spielt #49 zum ersten Takt #51, auf C im Cello & Baß enden. (Musik & Erzähler von
#43-49 und #51-53 ist ausgeschnitten.] [Musik endet.]
--------- RICHTER
Herr Staatsanwalt, haben Sie noch weiteres Beweismaterial vorzulegen?
--------- STAATSANWALT
Ja, Euer Ehren. Ich rufe PETER in den Zeugenstand..
[Orchester stimmt; Peter zum Zeugenstand. SA stellt den Musikständer zur Seite.]
--------- RICHTER
Ruhe! Ruhe! Jetzt reicht's. Ich möchte keinen weiteren Piepston von Ihnen hören. [OBOE spielt
"piep" nur mit Rohrblatt; Richter blickt finster.] Fahren sie fort.
--------- STAATSANWALT
Peter, du bist ein netter kleiner Junge, nicht wahr?
--------- PETER
Oh, ja.
--------- STAATSANWALT
Und du würdest niemals eine Lüge erzählen, oder?
--------- PETER
Oh, nein. Es ist nicht richtig, eine Lüge zu erzählen.
--------- STAATSANWALT
Das ist richtig. Und alles aus der Originalgeschichte ist die absolute Wahrheit, nicht wahr?
--------- PETER
Ja. Absolut.
--------- STAATSANWALT
Peter, wie ich höre, bist du Pfadfinder, richtig?
--------- PETER
Ja.
--------- STAATSANWALT
Keine weiteren Fragen. Ihr Zeuge.
--------- WOLF
Pfadfinder, ja? Hmmmm. So "Jungen wie er haben doch keine Angst vor dem Wolf," ja? Heh,
heh, heh... [Pause] BUUH!! [Peter ist offensichtlich erschrocken.] Keine Angst vor Wölfen, häh?
Klar. Erwartest du, daß dir irgend jemand diesen Lügenquatsch abnimmt? Du hast eine große
Vorstellungskraft, du kleines Rotzbalg. Und außerdem - der wahre Grund, warum die Ente
gefressen wurde, ist, weil DU das Tor offengelassen hast.
--------- STAATSANWALT
Da, Euer Ehren-- er gibt es zu!
--------- WOLF
Ich habe nichts zugegeben. Das ist mir nur so rausgerutscht. Und, Euer Ehren, aus Mangel an
einem corpus deliziös und köstlich...
--------- STAATSANWALT
Sehen sie! Er gibt es zu!
--------- WOLF
Ich habe nichts zugegeben. Ich habe... Ich habe... Ich habe in einem METAPHORISCHEN Sinne
gesprochen.
--------- PETER
Meta-Wie?
--------- STAATSANWALT
Meta-Wie?
--------- RICHTER
Meta-Wie?
--------- ORCHESTER
METAPHORISCH!
--------- WOLF
Haltet ihr euch da raus! Nichts ist hier bewiesen worden. Na, du kleines Rotzbalg-- hast du mich
denn GESEHEN, als ich die Ente angeblich gefressen habe? Häh? Häh?
--------- PETER
Ja, hab' ich. Du hast die Ente gejagt und gejagt und dann mit einem Haps gefressen. Ich hab's
gesehen.
--------- RICHTER
Aber Peter... wenn du keinen weiteren Zeugen hast, der das alles bestätigen kann, dann muß ich
den Wolf freisprechen. Tatsache ist, daß er erwachsen ist, und du bist nur ein Kind, tja, ich habe
keine Wahl, aber ich muß dem Wolf glauben.
--------- PETER
Aber Euer Ehren, dies ist ein Märchen, und der Wolf ist immer schuldig im Märchen.
--------- RICHTER
Ich weiß. Aber wir müssen die Regeln befolgen.


--------- WOLF
Eine höchst köstliche, äh, ich meine kluge Entscheidung Eurer Seite, Euer Ehren. [zu Peter]: Und
wenn ich dich wieder auf dem Feld sehe, du Hohlkopf, dann werde ich die Rechnung begleichen.
--------- PETER
Die Rechnung...
--------- WOLF
Ich muß dich mal als Essen, ich meine, zum Essen einladen. [Lacht]
--------- PETER
Die Rechnung... Die Rechnung...
--------- RICHTER
Nun, Peter, wenn du nichts mehr zu sagen hast... [Hammer hängt in der Luft]
--------- PETER
Einen Moment, Euer Ehren. Ich möchte gerne um eine Pause bitten. [Peter rennt zum Dirigenten,
leiht die Partitur aus, bringt sie zum SA. Mittlerweile:]
--------- RICHTER
Eine Pause? Oh, ich liebe Pausen.
--------- WOLF
Euer Ehren, Ich erhebe Einspruch.
--------- RICHTER
Gegen Pausen? EINSPRUCH ABGELEHNT! [Hammer auf den Kopf des Wolfes, mit Begleitung
der Kesselpauke./Vogelgesang.]
--------- STAATSANWALT
Euer Ehren, mit Ihrer Erlaubnis möchte ich weiteres Beweismaterial vorlegen: das ist die
PARTITUR von "Peter und der Wolf." In der Partitur stehen die verschiedenen Noten von den
verschiedenen Instrumenten.
--------- WOLF
Ach, womit soll das denn zu tun haben? Na, und?
--------- STAATSANWALT
Wenn Sie die Partitur vorsichtig untersuchen, Euer Ehren, werden Sie bemerken, daß -- abgesehen
von den Instrumenten, die wir schon gehört haben -- zwei weitere Instrumente in diesem Stück
vorkommen: die Trompete und die Posaune. Ich möchte sie in den Zeugenstand rufen und ihre
Aussagen präsentieren.
--------- WOLF
Hey, warte mal. Die können Sie nicht aufrufen. Die sind nicht in der Geschichte.
--------- RICHTER
Das stimmt, sie sind nicht in der Geschichte, Herr Staatsanwalt. Es tut mir leid, aber ich kann
ihnen nicht gestatten, daß sie als Zeugen aussagen.
--------- PETER
Aber Euer Ehren, sie sind in der Geschichte. Sie haben nur keinen Charakter.
--------- WOLF
Das sieht man sofort, daß sie keinen Charakter haben. Ich erhebe Einspruch.


--------- RICHTER
Nun, das ist ungewöhnlich. Aber... wir sind hier auf der Suche nach der Wahrheit. Rufen Sie Ihre
Zeugen.
--------- STAATSANWALT
Ich rufe die Trompete und die Posaune in den Zeugenstand. [Trompete und Posaune gehen zum
Zeugenstand. Ein Kontrabaß und Schlagzeug spielen die Begleitung zu einem Jazzstück. (Orch
stimmt nicht). Sie sind als Menschen "ohne Charakter" gekleidet.]
--------- STAATSANWALT
Erzählen Sie bitte dem Gericht ganz genau, mit Ihren eigenen Noten, was auf dem Feld passiert
ist. Ich werde alles persönlich kommentieren. Ähem. [Staatsanwalt erzählt, Trompete und
Posaune spielen eine Dixieland-Version der verschiedenen Melodien. Baß und Schlagzeug spielen
mit.]


Na, es war so, -- [Dixieland-Musik]


Zuerst, die Ente, eh, sie sprang aus dem Wasser [Trommeln, kurz]


Yeah, und der Wolf, der rannte ihr nach ["Sing Sing Sing"]


Und dann, öh, haben wir einen Schrei gehört [kurze, rauhe Geräusche]


Und dann war da dieses gemeine, laute Haps-Schluck-Geräusch ["Schlucken"]


Und dann, wie, wissen Sie, der Wolf, er kam zurück. [Posaune, 3 Takte]


Aber es war keine Ente mehr dabei. [Totenmusik.] [Musik endet]
--------- STAATSANWALT
Keine weiteren Fragen, Euer Ehren. Ihre Zeugen.
--------- WOLF
Ich verstehe nun, warum Herr Prokofiev euch aus der Originalversion rausgelassen hat. Hey,
warte! [Zum BERICHTERSTATTER:] Lesen Sie mir das Letzte bitte noch mal vor.
--------- BERICHTERSTATTER
Ähem. Eines Morgens öffnete Peter das Gartentor und lief hinaus auf die große,
grüne Wiese. [Singt "Peters Melodie":] Dum, Dum, Ta dum dum dum (usw.)
--------- WOLF
NEIN, NEIN, NEIN! Überspringen Sie das. [reißt ihm das Papier aus der Hand] Ah. Hier ist es.
Ihr habt gesagt, daß ihr mich nur gehört habt, als ich die Ente angeblich fraß. Hat einer von Euch
mich dabei gesehen?
--------- TROMPETE & POSAUNE
h... nein.
--------- WOLF
Wie könnt ihr dann so sicher sein, daß ich sie gefressen habe?
--------- TROMPETE
Weil wir ein sehr gutes Gehör haben.
--------- WOLF
Ich verstehe! Könnt ihr uns bitte erklären, wie es dazu gekommen ist, daß ihr soviel besser hören
könnt als die anderen Mitglieder des Orchesters?
--------- POSAUNE
Weil wir nicht vor den Blechbläsern sitzen müssen.
--------- WOLF
Das ist absoluter Quatsch. Euer Ehren, aus Mangel an Beweismaterial möchte ich eine Einstellung
des Verfahrens bean---
[Orch. spielt reh. #53-54 (Entenmelodie)]
--------- TROMPETE
Hey, wartet mal, habt ihr das gehört?
--------- POSAUNE
Ja. [Pos & Tpt stehen an beiden Seite des Wolfes, mit den Ohren auf seinem Bauch. Wolf stöhnt
vor Unbehagen.]
Ich bin mir sicher, daß ich eine Ente gehört habe. [Tpt & Pos kehren zum Orch. zurück.]
--------- WOLF
[Hält sich den Bauch, leidet schmerzhaft, solange die Musik spielt.] Ach, ihr seid verrückt. Ihr
habt euch verhört. Euer Ehren, wollen Sie zwei charakterlosen Zeugen glauben? ICH
VERLANGE, DAß SIE MICH FÜR UNSCHULDIG ERKLÄREN!
--------- STAATSANWALT
Und ich verlange, daß Sie ihn für schuldig erklären!
--------- WOLF
UNSCHULDIG!
--------- STAATSANWALT
SCHULDIG!
--------- WOLF
UNSCHULDIG!
--------- STAATSANWALT
SCHULDIG!
--------- WOLF
Also, Euer Ehren? Wie lautet ihre Entscheidung?
--------- RICHTER
Tja... Ich weiß es nicht.... Ich kann mich nicht entscheiden. Hmmm... Bevor ich eine Entscheidung
treffe, möchte ich die Expertenmeinung der Zuschauer hören. [Zu den Zuschauern:] Halten die
Zuschauer den Wolf für schuldig oder unschuldig? [Improvisiert mit den Reaktionen der
Zuschauer:] Wißt ihr was, das hilft nicht viel. Herr Dirigent, hat das Orchester eine Meinung?


--------- DIRIGENT
Ja, Euer Ehren.
--------- RICHTER
Wie lautet sie?
--------- ORCHESTER
Schuldig!!!
--------- RICHTER
Na, das hört sich ja gut an. Ich habe sowieso keine Lust mehr, mir diese Streiterei noch länger
anzuhören. Herr Wolf, das Gericht hält Sie für schuldig. Ich verurteile Sie zu lebenslanger Haft im
Zoo. Dieses Konzert ist damit beendet. [Hämmert]


[Die Lichter gehen aus, während der Wolf seine Unschuld erklärt. Er steht im Scheinwerfer.]


--------- WOLF
Aber Euer Ehren! Ich habe es nicht getan! Ich habe es nicht getan! Es ist eine Verschwörung! Ich
bin unschuldig! [Zurück zu den Zuschauern wie am Anfang] Ihr glaubt mir doch, oder?
--------- ZUSCHAUER (hoffentlich)
NEIN!!!!
--------- WOLF
Ach-- was wißt ihr denn!


[STAATSANWALT tritt auf]
--------- STAATSANWALT
Herr Wolf! Herr Wolf!
--------- WOLF
OK, OK, ich gebe auf..
--------- STAATSANWALT
Aber Herr Wolf! Schauen Sie mal! Der Kanzler hat entschieden, daß Sie eine gefährdete Tierart
sind, und er hat ihre Strafe aufgelöst! Sie sind ein freier Wolf!
--------- WOLF
Ein freier Wolf?


--------- STAATSANWALT
Ja. Und ich möchte Ihnen zur erfolgreichen Verteidigung gratulieren. Es war mir klar, daß Sie
unschuldig sind. Und nun ist ja auch alles gut ausgegangen. Und weil ich gesehen habe, daß Sie
unter schrecklichen Bauchschmerzen leiden, habe ich Ihnen MEDIZIN mitgebracht! [Nimmt eine
große Flasche raus.]
--------- WOLF
Oh, echt, das ist nicht nötig, danke...
--------- STAATSANWALT
Oh, keine Ursache! [Zwingt die Flasche in Wolfs Mund]
Alles runter! Es ist gesund. Wenn Sie das nächste Mal in der Stadt sind, gehen wir essen. Bis dann,
Herr Wolf!


[Bühne ist dunkel mit Ausnahme eines Scheinwerfers, der dem SA zur Bühne rechts folgt. Wolf
steht in der Dunkelheit.
Kassette: ein großer Rülpser. Scheinwerfer reagiert, wackelt, kehrt wieder zum Wolf. Federn
schweben um ihn herum.]


--------- WOLF
Na, und. Ich hatte eben Hunger. [Der Wolf entfernt sich schnell.]


[Attacca zur Musik]


[Scheinwerfer aus; Hauptlichter blenden zum Orch. aus; Orchester spielt das Ende von
Peter and the Wolf (reh. #54- End)]






ENDE


[Tpt/Pos/Bass/Perc spielen Dixieland während des Applauses]




















Peter VS. the Wolf Copyright l985, 1986 Justin Locke. All rights reserved.
Peter VS. the Wolf


Production Notes:


Länge: Ungefähr 60 Min.
Zielpublikum: Über 3 Jahre
Die Musik dieser Vorführung ist die originale Musik und Geschichte von Prokofievs Peter und der
Wolf, mit kleine Änderungen. Es sind auch kleine Ausschnitte der Standard- Literatur eines
Orchesters (Tchaikovskis Geigenkonzert, Beethovens Dritte Symphonie). Komplette Partitur und
Stimmen von JLP erhaltbar.


Dramatis Personae:


Der Wolf Staatsanwalt
Richter Hangen Peter
Berichterstatter
Das Orchester, der Dirigent, und die Zuschauer


Peter wird von einem Jungen Alters 8-12 gespielt. Richter Hangen kann männlich oder weiblich
sein. Der Berichterstatter kann auch Mädchen oder Junge sein, aber ein Mädchen ist bevorzugt,
um Peter auszugleichen.


Technische Bedingungen:
Kabellose Mikrophone für Wolf und Staatsanwalt, Bankstand Mikrophone für Richter,
Zeugenstand, Peter, und Berichterstatter Court.
Kassettenspieler/Lautsprechersystem für Mikrophone und zwei Lautstichwörter (cues) (Kassette
mit Lauteffekten in Verleihpaket).
Scheinwerfer
Standlichter für Orchester (wahlfrei; nur wenn in der Inszenierung nötig)
Kostüme für Wolf (Gefängnisanzug im Paket), Peter, Staatsanwalt (Anzug), und Richter
(schwarze Amtstracht)
Richter-Bank / verschiedene Tische und Stühle (ein Gerichtshof)
Großer Hammer mit Schaumkopf
Eine große Flasche mit Mittel gegen Sodbrennen
Federn


There is a royalty fee for the use of this work.
--------- "Peter VS. the Wolf" is published by:
------------------ Justin Locke Productions
------------------ 33 Dunster Road
------------------ Boston, MA 02130
------------------ 617-524-4868
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Peter VS. the Wolf (complete script in English)
The Phantom of the Orchestra
J.S. Bach, Superstar
Concerto for Kazoo and Famous Cellist
Postal Addresses of 1,400 Orchestras


For concerts of this work in Europe, contact:

Hans Sikorski Musikverlag




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